Page 3 - Telegraf 2021 Ausgabe 18
P. 3
| KW 18
3 REGIONAL
Bielefelder City-Entwicklung nimmt Fahrt auf
Wie kann die Innenstadt
an Attraktivität gewinnen?
Fortsetzung von Seite 1 möglichkeiten ein dynamisches
Umfeld und immer wieder neue
Henrich Hardieck von der WEGE Überraschungseffekte schaffen.“
betont den gemeinsamen Ansatz:
„Wir führen die unterschiedlichen Stadtgutschein
Kompetenzen aus Stadtplanung,
Verkehrsplanung, Wirtschafts- soll eingeführt
förderung und Stadtmarketing
zusammen, um die Bielefelder In- werden
nenstadt zukunftsfähig zu gestal-
ten!“ Es stehen bereits eine Reihe
verschiedener Maßnahmen für Sobald es die Corona-Beschrän-
Den Start der Stadtbahn feierten 150.000 Menschen auf dem die Innenstadt an. Dazu gehören kungen zulassen, soll auch wie-
Rathausplatz und in den damals fünf unterirdischen Haltestel- eine städtebauliche Analyse, die der zum Besuch der Innenstadt
len am 28. April 1991. Erfassung des aktuellen und künf- motiviert werden. Geplant sind
tigen Ladenleerstands sowie Ge- hier eine City-Werbekampagne
Jubiläum spräche mit Immobilienbesitzern, sowie die Einführung eines Stadt-
ebenso wie Fragen der City-Lo-
gutscheins. „Nach den positiven
30 Jahre StadtBahn gistik, der Parkraumbewirtschaf- Erfahrungen aus vielen Städten
tung und der Stadtentwicklung.
wollen wir das Instrument eines
Den Anfang macht das Projekt Stadtgutscheins dazu nutzen,
in Bielefeld „altstadt.raum“ bereits im Juni. Kaufkraft in den lokalen Handel,
Über 400 Bürgerinnen und Bürger in die Gastronomie und zu lokalen
haben bereits in einem öffentli-
Dienstleistungen zu ziehen“, sagt
chen Beteiligungsprozess Ideen Martin Knabenreich, Geschäfts-
Bielefeld. Die erste Straßen- für das heutige System und zu künftigen Nutzungsformen führer von Bielefeld Marketing. „Die Bielefelder Innenstadt steht im Fokus des Prozesses zur Ci-
bahn fuhr bereits 1900 in Bie- dauerten 14 Jahre lang. Die eingebracht. In vier verschiede- Bei diesem Projekt können im ty-Entwicklung.“
lefeld. Im Jahr 1991 ging sie in wesentlichen Verbesserungen nen Bereichen der Altstadt sollen zweiten Schritt auch die Stadtteile
der Innenstadt unter die Erde durch das Stadtbahn-system einige dieser Ideen nun über die eingebunden werden.
und wurde zur Stadtbahn. Die- waren ein 10-Minuten-Takt Sommermonate getestet werden. Bürgerinnen und Bürger sowie In- Herbst konkrete Planungsschritte tere Maßnahmen und Ideen um-
ses Ereignis feierten 150.000 in den Hauptverkehrszei-ten, Ob Begrünung, Open-Air-Gastro- itiativen und Werbegemeinschaf- für die nächsten Jahre vorgestellt setzen. „Wenn die Stadt auch in
Menschen auf dem Rathaus- ein barrierefreier Zugang zu nomie oder Straßenkunst, weitere ten sollen an der City-Entwicklung und mit Bürgerinnen und Bürgern Zukunft attraktiv sein soll, müssen
platz und in den damals fünf den Fahrzeugen durch Hoch- Ideen sind willkommen, sagt Pro- aktiv teilnehmen. Dazu wird es diskutiert werden. wir die anstehenden Veränderun-
unterirdischen Haltestellen am bahnsteige, Verkürzung der jektleiter Oliver Spree vom Amt für eine eigene Internetseite geben, Ein gemeinsames Team aus gen aktiv begleiten und auch als
28. April 1991. Zum 25. Jubi- Fahrzeiten und ein reduzier- Verkehr. „Wir wollen den öffentli- die über Beteiligungsmöglichkei- Stadtverwaltung, WEGE und Chance begreifen“, fasst Martin
läum wurde ein M8C-Stadt- tes Störungspotenzial durch chen Raum neu interpretieren ten informiert. In einer breit ange- Bielefeld Marketing wird die Ci- Knabenreich die Ausgangslage
bahnwagen der ersten Ge- den Tunnelbetrieb in der In- und durch innovative Nutzungs- legten „City Conference“ sollen im ty-Entwicklung gestalten und wei- zusammen.
neration mit Fotos aus den nenstadt. Gleichzeitig mit
90ern und Jubiläums-Grüßen dem Tunnelbau wurde zudem
»tapeziert«. Die Bahn ist heute die Ampelbeschleunigung für
noch im Netz unterwegs. Aus- Busse und Stadtbahnen ein- Kreis Paderborn geht weiteren Schritt zum papierlosen Büro
bau des Tunnels Der erste 500 geführt. Bereits Ende Mai 1991
und Busse. Ausbauschritte auf Einsparung von 300.000 Blatt Papier pro Jahr
Meter lange Tunnel, zwischen benutzen rund 30 Prozent
Nikolaifriedhof (Herforder Stra- mehr Fahrgäste Stadtbahnen
ße) und Alleestraße (heute Brö-
kerstraße), wurde bereits am einen Blick 1995 Linie 3 wird
21. September 1971 fertigge- bis zur Elpke verlängert 1996 Kreis Paderborn. Nicht nur Umbuchungen, Gutschriften wir beispielsweise Postwege ein le, die per Post eingehen, wer-
stellt. In den folgenden 1970er Die Bauarbeiten für den Tun- Bäume werden sich über diese sowie Stornos bearbeitet. Bis- und die Bearbeitung durch Mit- den hingegen in der zentralen
Jahren wurden weitere Aus- nel Universität beginnen 1996 Nachricht freuen: der Kreis hat her erwuchsen daraus mitunter arbeiterinnen und Mitarbeiter Scanstelle des Kreises gescannt
baupläne erörtert. Angedacht Linie 3 wird bis Stieghorst ver- einen komplett digitalen Rech- mehrseitige Papiervorgänge, bis ist auch aus dem Home Ofce und dabei die wichtigsten Rech-
nungs-Workow eingeführt und das Fachamt die Geschäftsvor-
war zuerst eine große Lösung, längert 2000 Die Linie 4 zur möglich“, erklärt Ingo Tiemann, nungsdaten direkt durch eine
bei der sogar der Teutoburger Universität wird eingeweiht spart damit rund 300.000 Blatt fälle im Vier-Augen-Prinzip ge- Kämmerer des Kreises Pader- Software ausgelesen. Im Zuge
Wald und die Sparrenburg un- 2002 Die Linie 4 wird bis Loh- Papier pro Jahr. „Damit haben wir prüft und angewiesen hatte und born. Die Zeit vom Eingang bis der Online-Bearbeitung haben
tertunnelt werden sollten. Die- mannshof verlängert 2015 Die einen weiteren Schritt hin zum pa- der Vorfall durch die Kämmerei zur Bezahlung einer Rechnung über Berechtigungsgruppen an-
se Idee scheiterte jedoch am Linie 2 wird bis Altenhagen pierlosen Büro umgesetzt“, freut in der Finanzsoftware erfasst und konnte so deutlich reduziert wer- schließend mehrere Mitarbei-
Geld. Am 8. September 1977 verlängert 2019 Haltestelle sich Landrat Christoph Rüther. ausgezahlt wurde. „Nun läuft al- den. Der Rechnungsworkow tende Zugriff auf die in ihrem
begannen dann die Arbeiten Dürkopp Tor 6 eröffnet. Pro Jahr werden beim Kreis rund les digital ab. Das ist nicht nur spart letztlich jedoch nicht nur Zuständigkeitsbereich eingehen-
30.000 Geschäftsvorfälle wie schneller, sondern auch ressour- Zeit und Papier, sondern es wird den Rechnungen, sodass Verzö-
Ein- und Ausgangsrechnungen, censchonender. Zudem sparen auch der Verbrauch von Drucker- gerungen im Workow minimiert
toner und Büromaterial sowie der werden.
Bedarf an Lageräche für die Ak- „Die letzten Monate der Pande-
Bielefeld-Projekt „altstadt.raum“ bietet neue Gestaltungsideen ten verringert. Denn sämtliche im mie haben noch einmal deutlich
gezeigt, wie wichtig es für Ver-
Rechnungsworkow erfasste Un-
Akteure für attraktive Altstadt gesucht terlagen werden revisionssicher waltungen ist, die Digitalisie-
in einer Datenbank abgelegt und rung weiter voranzutreiben. Die
können hierüber recherchiert und Einführung des digitalen Rech-
nungs-Workows ist ein weiterer
aufgerufen werden.
und sehr wichtiger Schritt, den
Bielefeld. Mehr Aufenthaltsqua- Konzepte und Gestaltungsideen der Bielefelder Altstadt seien nun Panzbeet. Spree: „Jede Idee ist Die Digitalisierung beginnt indes wir nun erfolgreich abschließend
lität, Beruhigung des Verkehrs, eröffnen. Akteure gesucht, die denierte willkommen. Wir laden zum akti- nicht erst am Eingang des Kreis- konnten“, erklärt der Landrat. Ein
Stärkung von Handel und Gas- „Wir wollen den öffentlichen Raum Straßenzüge im Hufeisen kreativ ven Erleben und Mitmachen ein.“ hauses. „Bereits seit dem letzten Projektteam der Kreisverwaltung
tronomie – die Bielefelder Alt- neu interpretieren und durch in- nutzen und bespielen wollen, so Mit dem Projekt „altstadt.raum“ Jahr können Betriebe uns ihre und der GKD Paderborn hat en-
stadt soll noch lebenswerter und novative Nutzungsmöglichkeiten Spree. hat die Stadt Bielefeld im vergan- Rechnungen als PDF oder als gagiert an der Einführung des
attraktiver werden. Dieses Ziel ein dynamisches Umfeld und im- genen Jahr einen partizipativen E-Rechnung digital einreichen“, digitalen Rechnungs-Workows
möchte die Stadt Bielefeld mit mer wieder neue Überraschungs- Von der Kunstaktion im Straßen- Prozess gestartet, bei dem Bür- so Tiemann. Geschäftsvorfäl- gearbeitet.
dem Projekt „altstadt.raum“ er- effekte schaffen“, sagt Projekt- raum über die Außenbewirtung gerinnen und Bürger, Institutionen
reichen. Dabei sollen verkehrsbe- leiter Oliver Spree vom Amt für der Restaurantgäste bis zur Über- und Interessenverbänden, Schu-
ruhigte Straßen Raum für neue Verkehr. Für ein Piazza-Feeling in nahme einer Patenschaft für ein len, Gastronomie und Handel auf-
gerufen waren, sich aktiv in den
Prozess einzubringen.
Nachdem in Projekt-Workshops
erste Ideen zur Stärkung der Le-
bens- und Aufenthaltsqualität
sowie des Handels und der Gast-
ronomie in der Bielefelder Altstadt
entwickelt wurden, konnten diese
bis Ende März in einem öffent-
lichen Beteiligungsprozess auf
dem Mitmachportal
www.altstadtraum.de online be-
wertet werden. Mehr als 400 Bür-
gerinnen und Bürger haben sich
daran beteiligt.
Eine erste Testphase der einge-
brachten Vorschläge ist von Juni
bis Oktober 2021 geplant. Mög-
liche Straßen für neue Freiräume
sind: Süsterplatz/Ritterstraße/
Güsenstraße, Altstädter Kirch-
platz/ Hagenbruchstraße, Wald-
hof, Goldstraße und Steinstraße/
Welle/Gehrenberg.
Wer sich als Akteur im „altstadt.
raum“ einbringen möchte, kann
sich mit Ideen an das Amt für
Verkehr wenden. Kontakt: Oliver Pro Jahr werden beim Kreis rund 30.000 Geschäftsvorfälle wie Ein-
Mehr Aufenthaltsqualität, Beruhigung des Verkehrs, Stärkung von Handel und Gastronomie – die Biele- Spree, Tel. 0521 51-8289, und Ausgangsrechnungen, Umbuchungen, Gutschriften sowie Stor-
felder Altstadt soll noch lebenswerter und attraktiver werden. oliver.spree@bielefeld.de nos bearbeitet.